man against the machine, part III
tempus fugit – die Zeit rast dahin
Ich kann mich noch gut erinnern, als ich versucht habe meiner Tochter und meinem Sohn das Schach spielen beizubringen. Die beiden konnten damals weder lesen noch schreiben. Sie gingen noch in den Kindergarten.
Die beiden hatten höllischen Spass dabei, die Schachfiguren irgendwo auf das Brett oder daneben hinzustellen, aber auch die Spielfiguren herumzuwerfen und sogar nach mir zu werfen. Sie liefen auch immer wieder mit Figuren in ihren kleinen Händen lachend und quietschend davon, um von mir wieder eingefangen zu werden.
Ich gab nicht auf, obwohl ich von meiner Frau ständig hören musste, dass ich die Kinder Kinder sein lassen sollte, als ich sie immer wieder zum Schachbrett zurückbrachte und versuchte Ihnen auf spielerische Art und Weise Schach näher zu bringen.
Dabei sei gesagt, dass ich die vierundsechzig kleinen, schwarzen und weißen Quadrate auf dem Brett und die zweiunddreißig Spielsteine nie überbewertet habe.
Man against the machine
Bei aller Faszination, die von Schach ausgeht, ist Schach letztendlich nur ein Spiel. Aber ein sehr interessantes und intelligentes Spiel, mit dem ein gewisses, mathematisch-berechenbares vorausschauendes Denken – Kombinatorik – trainiert werden kann. An sich ist es uns Menschen nämlich nicht mehr möglich die Rechenmaschine, den Computer, die Künstliche Intelligenz oder den Blechtrottel, wie wir unsere Home-Computer liebevoll in den 1980ern nannten, zu schlagen, obwohl die Maschinen sicher keinen Funken Intelligenz in sich haben.
Man against the machine geht 0:1 an die Maschinen, engines wie stockfish, komodo oder wie sie alle heißen.
tempus fugit - in perpetuum - in aeterna (c) 2023, fahmy.blog
tempus fugit – die Zeit verstreicht
Wenige Jahre später ist es einfach nur schön, miterleben zu dürfen, wie sehr sich meine beiden Kinder in die Spielmaterie vertieft haben und selbständig üben, um immer besser zu werden.
Es ist einfach nur schön, miterleben zu dürfen, wie stark die beiden Schach spielen. Die beiden spielen nun stärker, als ich vermutlich selbst jemals in meiner Jugend gespielt habe und wieder spielen werde können, da es mir an Zeit zum Üben, aber vor allem an fehlender Hirnplastizität fehlt, um überhaupt noch mithalten zu können. Das wird nichts mehr.
Ich erfreue mich an der Partie, an einer schönen, trickreichen Stellung oder Kombination und vor allem an der gemeinsamen Zeit.
tempus fugit – die Zeit verflüchtigt sich
Es ist einfach nur schön, miterleben zu dürfen, wie die nächste Generation mit nur ein wenig Zeit und einem Quäntchen Mühe besser werden kann, als die Generationen davor. Wie wir Menschen uns entwickeln könnten, wenn wir nur wollten.
Ich bin überzeugt, dass die nächste Generation ihre Chance ergreifen wird, wenn sie dies nur will und daran arbeitet. Ich hoffe, dass unsere Kinder ihre Möglichkeiten besser nutzen werden als wir, unsere Eltern, Groß- und Urgroßeltern.
Und damit meine ich selbstverständlich nicht am Schachbrett.
Ihr
fahmy.blog
P.S.:
Das Video tempus fugit – in perpetuum zeigt eine weiße analoge Schachuhr aus der ehemaligen UdSSR. Die Uhren der beiden Kontrahenten – Schwarz und Weiss – stehen 5 vor 12. Links rast der Minutenzeiger über die Stunden hinweg. Zu jeder vollen Stunde fällt das kleine Schnäppchen im Zenit des Ziffernblattes. Die Uhr läuft im Kreis, immer und immer wieder. Wie ein Perpetuum mobile in (fast) alle Ewigkeit.
Die Uhr ist ein Relikt aus vergangener Zeit, als die Sowjetunion noch nicht zerfallen war und Europa nach dem 2. Weltkrieg durch den Eisernen Vorhang in Ost und West geteilt war und die Sorge eines atomaren 3. Weltkriegs – der Apokalypse – allgegenwärtig war.
Einige Jahrzehnte später – heute – steht die Welt wieder Kopf. Dabei wäre das Leben so schön, wenn wir versuchen würden, die großen Herausforderungen der Zukunft gemeinsam zu meistern und uns nicht dauernd damit beschäftigen würden, uns nicht gegenseitig die Schädeln einzuschlagen. Letztendlich sind Kriege sehr oft durch psychisch kranke bzw. zumindest psychiatrisch auffällige, zumeist alte Männer verursacht. Ich verstehe ja nicht, warum wir uns das alle immer gefallen lassen?