man against the machine, part II
2018 musste ich mir auf ausdrücklichen Wunsch meiner beiden kleinen Kinder einen Vollbart wachsen lassen und durfte diesen auch nicht abrasieren oder zumindest regelmäßig stutzen.
Mein kleiner Sohn fotografierte mich 2019 beim Schachspielen. Auf diesem Foto war ich nur von schräg hinten zu sehen, weswegen die volle Pracht meines voluminösen Vollbarts damals nicht gebührend zur Geltung gekommen wäre, so der einhellige Tenor meiner Kritikerinnen und Kritiker.
Ich komme hiermit dem vielfach geäußerten Wunsch nach, doch meinen Vollbart (von damals) zu zeigen.
Dieses Selbstporträt entstand ein paar Minuten nach dem Schnappschuss meines Sohnes in unserem Urlaub in Spanien.
Dieses Foto hatte ich selbst gemacht. Es entstand mit meiner Kompaktkamera, dem Selbstauslöser und einem Stativ vor der gläsernen Duschwand und mir dahinter.
Ich bin mir sicher, dass viele Menschen dachten, dass meine Kinder mit ihrem Großvater auf Reisen sind, wenn sie uns erblickten. Immer wieder wurde mir auch die Frage gestellt, ob ich meinen Vollbart aus religiösen Gründen trug. Dies umso mehr, da ich doch nicht nur einen langen, voluminösen Vollbart trug, sondern auch einen orientalischen Namen trage.
Ich lehne aber Bärte als Symbol für zur Schau gestellte männliche Weisheit, unantastbare Männlichkeit und Lebenserfahrung, die nur allzu oft in dogmatische Selbstherrlichkeit und Tyrannei mündet, ab – nicht nur in der Religion, sondern auch in der Wissenschaft und in der Politik.
Wer einen Bart tragen möchte, soll einen Bart tragen, kurz, lang, gefärbt, gestriegelt, gekräuselt, gezwirbelt oder auf sonst eine Art, die dem Mann gefällt.
Ich selbst sah in meinem Spiegelbild nur ein wenig den Alm Öhi, der mit ein bisschen Haar in seinem Gesicht seinen Kindern Freude bereiten wollte, nicht mehr.
Drei Jahre später konnte ich nach langen, sehr zähen Verhandlungen mit meinen Kindern endlich meinen Bart wieder abrasieren. Die beiden waren verdutzt, als sie mein kahles Gesicht sahen, und auch ein wenig traurig, als ich den Haufen meiner Barthaare einfach in die Toilette warf und runterspülte. Ihre anfängliche Enttäuschung wich aber bald der Freude, da ihr Papa ohne Vollbart um Jahrzehnte jünger aussah.
Nichtsdestotrotz fragen mich die beiden bis heute immer wieder, ob ich mir nicht vielleicht doch wieder einen Vollbart wachsen lassen könnte, weil sie mich mal wieder mit Bart sehen möchten.
Obwohl mein Vollbart nicht unangenehm war – im Winter war mein Gesicht wohlig warm, im Sommer schützte mich mein Bart vor den intensiven Sonnenstrahlen – werde ich aber dem Wunsch, mir nochmals einen solchen Vollbart wachsen zu lassen, zumindest vorerst nicht nachkommen.
Ihr
fahmy.blog