Wie alles begann. Birthday.
Es war nicht irgendwie, irgendwo, irgendwann, als alles begann, sondern vor genau 50 Jahren am 29. Juni 1973 um 10:13, als ich im Kreissaal des Sanatorium Hera im neunten Wiener Gemeindebezirk das Licht dieser Welt erblicken durfte. Das Sanatorium Hera steht Bediensteten der Gemeinde Wien zur Verfügung. Meine Mutter konnte dort entbinden, da sie als Krankenschwester im Allgemeinen Krankenhaus Wien (AKH Wien) arbeitete.
Im Laufe des 29. Juni 2023 hatte ich einige Fragen wie folgt beantwortet:
Frage: Schmerzt es Dich, fünfzig Jahre alt geworden zu sein?
fahmy.blog: Nein, der fünfzigste Geburtstag tut nicht weh. Es schmerzt überhaupt nicht, schon so alt zu sein. Dies bedeutet ja auch, dass ich bereits fünfzig Jahre auf dieser Erde leben durfte. Dies ist vielen Menschen leider nicht möglich. Es ist ein Privileg.
Ich durfte lernen und arbeiten, um Geld zu verdienen und konnte mir mein Leben selbst gestalten. Auch das ist ein Privileg, insbesondere wenn man einen Blick über den Tellerrand wagt und sieht, wie es anderswo zugeht.
Und ich habe viel erleben dürfen, Schönes und weniger Schönes und auch Dinge, die ich nie erleben wollte und nicht mehr erleben möchte. Aber insgesamt blicke ich mit Freude und Dankbarkeit auf die letzten fünfzig Jahre zurück.
Frage: Gibt es etwas, woran Du immer wieder, auch heute an Deinem 50. Geburtstag, zurückdenkst?
fahmy.blog: Ja, ich denke immer wieder über einen Eintrag meiner Mutter in meinem Stammbuch nach. Meine Mutter schenkte mir das Stammbuch, als ich in der vierten Klasse Volksschule war. Ich spüre heute noch das Wechselbad der Gefühle in mir, als ich das Stammbuch damals auspackte und enttäuscht den langweilig, hellbraunen Kunststoff-Einband des Stammbuchs sah, und wie die Enttäuschung der Freude wich, als ich durch das Büchlein blätterte und den allerersten Eintrag darin erblickte. Meine Mutter hatte schon in mein Stammbuch geschrieben und ihren Eintrag mit einer Filzstift-Zeichnung illustriert. Meine Mama konnte gut zeichnen.
Leider durfte meine Mama nicht mehr erleben, dass ich fünfzig Jahre alt geworden bin.
Frage: Schmerzt es Dich nicht, schon fünfzig Jahre gelebt zu haben und dass schon viel Zeit – ein halbes Jahrhundert – von Deiner Lebensspanne vergangen ist?
fahmy.blog: Nein, denn ich denke nicht mit Wehmut, sondern mit einer gewissen Demut daran, dass schon fünfzig Jahre vergangen sind. Ich sehe mit Zuversicht und Neugierde in die Zukunft. Jede Sekunde unseres Lebens ist ein Geschenk. Unser Leben kann jederzeit abrupt enden. Ich habe nicht zuletzt durch meinen Beruf sehr viele traurige und tragische Geschichten erlebt, die mir zeigen, wie wichtig das Jetzt ist und wenn möglich, nichts aufgeschoben werden soll. Oder angelehnt an Marc Aurel oder James Dean: „Lebe Deinen Tag so, als ob es Dein Letzter ist.„
Ich sehe mich nicht leid daran, was ich verpasst habe beziehungsweise verpasst haben könnte. Wenn ich in die Vergangenheit blicke, dann nur um mich an schöne Dinge zu erinnern oder mich an jenes zurück zu erinnern, das ich besser hätte machen können, sprich um aus Fehlern in der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen. Ich denke vor allem daran, was ich habe und nicht daran, was ich nicht habe.
Das Leben ist schön und verdient es, gelebt zu werden.
Frage: Feierst Du Deinen 50. Geburtstag?
fahmy.blog: Jein, das heißt Ja und Nein.
Nein, weil ich Geburtstagspartys an sich nicht mag; wahrscheinlich, weil ich als Kind, wenn überhaupt maximal einen Freund oder eine Freundin zu uns nach Hause einladen durfte, weil unsere Wohnung so klein war.
Außerdem mag ich zumindest an einem Tag im Jahr keine unehrlichen Menschen um mich herum. Menschen, die mir nur gratulieren, weil es sich gehört, oder Menschen, die, obwohl sie mir nicht gut gesinnt sind, mir nur gratulieren, weil sie etwas wollen, oder gar „gute Miene zum bösen Spiel machen“.
Mir bedeuten menschliche Beziehungen, insbesondere Freundschaft – echte Freunde – sehr viel. Ich denke sehr oft an gemeinsam Erlebtes und bestimmte Situationen zurück. Menschliche Beziehungen, Vertrauen und Ehrlichkeit zählen, nicht der ganze unnötige Tand, von dem wir glauben, dass wir ihn brauchen, um glücklich zu sein.
Und ja, ich feiere in gewisser Weise nicht nur meinen 50. Geburtstag, sondern auch viele Geburtstage davor schon, indem ich mich regelmäßig selbst beschenke. Üblicherweise nehme ich mir jedes Jahr zu meinem Geburtstag frei, um einen Tag völlig losgelöst mit meinen Lieben verbringen zu können: Spazieren gehen, gut essen zu gehen. Zeit miteinander zu verbringen. Einander einfach gern zu haben und dies auch zu zeigen.
Christina
18/11/2023 @ 19:33
toller blog!