„Wer hat Angst vorm starken Mann?!“
Wer sich auf der Welt umsieht – und vielleicht auch ein wenig im Geschichtsbuch schmökert – wird sehen, dass die Menschheitsgeschichte vornehmlich durch eine Politik der alten Männer geprägt wurde und immer noch – auch im neuen Jahrtausend – von alten Männern geprägt wird.
Die Masse wünscht sich sehr oft einen starken Mann, der Kraft seiner Meriten und Lebensweisheit die Masse führt. Einen starken Mann, der körperlich und geistig stark ist: geformt durch seine Taten und Erfahrungen. Jungen Männer fehle es in dieser naiven und primitiven Vorstellung zwar nicht an Muskelkraft, aber an Lebensweisheit, Erfahrung und Verdiensten. Frauen gesteht die Masse bis auf ganz wenigen Ausnahmen ohnehin nichts von alledem zu.
***
Ich habe und werde aber auch nie verstehen, dass wir Normalsterbliche – wir Untergebene – uns eine solche Politik des starken – alten – Mannes gefallen lassen?
Ich werde auch nie verstehen, dass vor allem junge heranwachsende Männer, die zwar halbstark ihr Revier und Männlichkeit verteidigen, sich von alten Männern in den Krieg schicken lassen, um zu morden oder selbst getötet zu werden?
„Das erste Opfer eines Krieges ist die Unschuld.“ (Platoon, 1986)
Ich sehe sehr oft nur beinharte wirtschaftliche Interessen, Korruption, narzisstische Selbstüberhöhung und Größenwahn in der Politik des starken Mannes, die nur allzu oft in einer Katastrophe endete.
„Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind. Besonders die, die nicht hineingehen müssen.“ (Erich Maria Remarque, 1898–1970)
Ich sehe in der Politik des starken Mannes nichts Ehrenhaftes, nichts Heldenhaftes, nichts Sinnvolles, sondern nur das Alte-Männer-Syndrom, als großer Feldherr und Machthaber in die Geschichtsbücher eingehen zu wollen.
„Charlie don’t surf“ (Apokalypse now, 1979)
Das Alte-Männer-Syndrom hat in den Geschichtsbüchern nichts verloren.
Das Alte-Männer-Syndrom gehört ausschließlich in den Lehrbüchern der Psychiatrie abgehandelt.
Symptome des Alte-Männer-Syndroms sind,
- wenn alte Männer anderen oktroyieren wollen, wie sie sich zu verhalten haben, wie sie sich zu kleiden haben und was sie zu denken haben.
- wenn alte Männer allen anderen ihre Moralvorstellungen aufzwingen wollen, insbesondere Mädchen und jungen Frauen.
- wenn alte Männer in hohem Alter, in dem andere bereits schon im Ruhestand sind oder zumindest daran denken, immer noch am Sessel der Macht festkleben.
- wenn alte Männer wie Könige früher ihre Macht und herausragende Stellung als göttliche Fügung verstanden wissen wollen und ohne Widerrede akzeptiert haben wollen, obwohl sie ihre Lebenserfahrung, Weisheit und behaupteten Fähigkeiten erst beweisen müssten.
- wenn alte Männer, die vielleicht nicht mal mehr in der Lage sind ein paar Treppen hinauflaufen zu können, ohne verschnaufen zu müssen, sich mächtiger Staatsapparate bedienen können, um ihren eigenartigen Vorstellungen und Größenwahn durchzusetzen.
- wenn alte Männer drohen den roten Knopf zu drücken und drohen die Welt in Schutt und Asche zu legen, obwohl sie vielleicht mit ihrer eigenen Demenz kämpfen oder bereits jeden Bezug zur Realität verloren haben.
- wenn alte Männer versuchen ihre eigene Angst vor dem Tod – ihrer eigenen Endlichkeit – mit ihren Heldentaten und Lebenswerk zu überspielen, da sie nicht vergessen werden wollen.
- wenn alten Männer in Wirklichkeit alle wurscht sind und es ihnen in Wirklichkeit nur um sich selbst geht.
***
Ich will in einem modernen, aufgeklärten Europa keinen Krieg.
Ein Krieg hat in einem aufgeklärten Europa, in einer aufgeklärten Welt nichts verloren.
Diejenigen, die Krieg spielen wollen, sollen dies mit jenen machen, die ebenfalls Krieg spielen wollen, aber alle anderen in Frieden lassen.
Wer sich wie in der Steinzeit benehmen will, soll sich in die Steinzeit zurück beamen.
***
Mögen sich die selbst ernannten Heerführer nach altem, archaischem Vorbild publikumswirksam nackt auf der Blutwiese treffen und sich gegenseitig – falls sie dies wirklich wollen – vor laufender Kamera dreschen und ihre primitiven Schädel einschlagen. Und möge dieses Spektakel weltweit live übertragen werden.
Ich wette, dass so die Kriege zu Ende wären, bevor sie begonnen hätten.
Ihr,
fahmy.blog