Altwiener Herrenrunde.
Work-Work-Balance vs. Life-Life-Balance
Meine Work-Work-Balance ist zu Gunsten von Work verschoben. Dies ist auch der Grund, warum Beiträge hier in diesem Blog mit größer Verzögerung erscheinen. Ironischerweise bringt meine Work-Work-Balance quasi eine Entschleunigung mit sich. Eine Entschleunigung, die ich aber in solcher Art und Weise nicht will.
Die Work-Work-Balance macht es meinen Freunden und mir sehr schwierig, ein paar wenige Tage zu finden, an denen wir alle gemeinsam etwas unternehmen können. Die Fotos entstanden bereits dieses Jahr im Frühjahr während eines gemeinsamen Wochenendes mit zwei von meinen Freunden. Leider konnten wir auch dieses Wochenende im Juni nicht vollzählig sein, da andere unseres Freundeskreises arbeiten mussten.
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In den Wäldern rund um den See in Kärnten musste ich sehr oft an meinen Großvater und meine Mutter denken.
Meine Eltern arbeiteten viel, weswegen meine Geschwister und ich in unserer Kindheit viel Zeit bei meinen Großeltern im südlichen Niederösterreich verbrachten. Wir spielten dort stundenlang im Garten, halfen beim Anbau von Gemüse mit, pflückten Erdbeeren und sammelten Kirschen, Marillen, Zwetschken und Walnüsse ein. Und wir wanderten viele Stunden im Wienerwald. Wir wanderten vor allem mit meinem Großvater unentwegt. Rund um den Semmering bis hinauf zum Schneeberg. Wir lernten die Natur kennen.
Unser Großvater zeigte uns Beeren, Eierschwammerl, aber auch verschiedenste Vögel, Hasen, Rehe und Wildschweine mit seinem Feldstecher. Von den frühen Morgenstunden bis hinein in die Nacht. Im Sommer als auch im Winter.
Ich hatte Zeit zum Nachdenken und meine Seele baumeln zu lassen. Ich frage mich oft, was mein Opa und meine Mama zur derzeit viel zitierten Work-Life-Balance gesagt hätten?
Altwiener Herrenrunde, Frühjahr 2023.
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Bei näherer Betrachtung scheinen viele Menschen, die ständig von der Work-Life-Balance sprechen, eigentlich eine Life-Work-Balance oder aber überhaupt eine Life-Life-Balance zu meinen.
Sehr oft scheint das Schlagwort Work-Life-Balance Ausdruck der scheinbar überall aufkeimenden Unzufriedenheit mit sich selbst zu sein.
Ausdruck einer unbändigen Angst etwas Wichtiges zu verpassen oder nicht als wichtig genug in der Gesellschaft und insbesondere in den Sozialen Medien | Social Media wahrgenommen zu werden, als erhofft. Viele Menschen wollen sich selbst finden und versuchen dies über die Sozialen Medien | Social Media – eine Vorstellung wie sie widersprüchlicher nicht sein könnte.
Ja, viele suchen sich selbst. Ja, viele brauchen ein wenig Zeit für sich selbst.
So auch ich, vor allem weil ich daraus Kraft für die Arbeit schöpfe und dadurch produktiver bin. Aber ich rede nicht dauernd von der Arbeit. Das ist üblicherweise kontraproduktiv.
Ich halte es hierbei so wie ich dies von meinem Großvater gehört habe:
„Menschen, die ständig darüber sprechen, wie viel sie arbeiten, arbeiten üblicherweise nicht viel. Sonst würden sie ja arbeiten und hätten nicht dauernd Zeit darüber zu sprechen, was sie eigentlich arbeiten sollten.“
Ihr
fahmy.blog
P.S. der Titel Altwiener Herrenrunde könnte genauso trefflich Runde alter Herren aus Wien lauten.