Je suis fahmy.blog
Nicht für die Schule, sondern für's Leben lernen wir.
je suis fahmy.blog oder FF wie Freiwillig Französisch.
„Nicht für die Schule, sondern für’s Leben lernen wir“. Spätestens wenn ich diesen Satz höre oder mir in mein Gedächtnis zurückrufe, denke ich an ein Gespräch mit einem Freund neulich.
Ich weiß nicht mehr worüber wir uns genau unterhalten haben, nur dass unser Gesprächsthema plötzlich von unserem Französisch-Unterricht in der Schule handelte. Um genau zu sein: Vom sogenannten Freigegenstand Französisch, den unsereins als freiwilligen Unterrichtsgegenstand wählen konnte, um eine zusätzliche lebende Fremdsprache zu erlernen (§12 des österreichischen Schulunterrichtsgesetzes). Wir besuchten nämlich ein Realistisches Gymnasium mit Latein ab der dritten AHS-Schulstufe. AHS steht für Allgemeinbildende Höhere Schule. Ab der fünften AHS-Schulstufe hatten wir vermehrt Mathematik, Physik und Chemie und ab der siebenten AHS-Schulstufe Darstellende Geometrie als Schularbeitsfach, ab dem vorletzten Schuljahr vor unserer Matura. Wir schrieben die späten 1980er. Heute heißt die Abschlussprüfung an der AHS nicht mehr Reifeprüfung – aus dem Lateinischen: Matura, sondern Standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung an AHS.
Sehr gut?
Ich war bis zu unserem Gespräch 2023 fest überzeugt, nur kurz zu Beginn des Schuljahres an einzelnen wenigen Unterrichtsstunden in Französisch teilgenommen zu haben und mich rasch wieder abgemeldet zu haben, weil mir Französisch nicht gefiel. Selbst an die wenigen Unterrichtsstunden konnte ich mich nur in gemeinsamer Anamnese vage erinnern.
Dass ich sogar Schularbeiten in Französisch geschrieben und den Freigegenstand Französisch am Ende des Schuljahres 1987/1988 mit einer Eins – einem Sehr gut – abschließen konnte, wollte und konnte ich einfach nicht glauben, zumal meine Kenntnisse der französischen Sprache mehr als überschaubar sind. Ich kann einzelne wenige Worte und bis Zehn zählen. Wobei ich letzteres in einigen Sprachen, unter anderem sogar in Koreanisch kann.
Katharsis.
Ein ständiges Hin und Her – “Ja, Du hast sogar Schularbeiten in Französisch geschrieben und mit einer Eins abgeschlossen“ und einem „Nein, das habe ich sicher nicht“ – wurden letztendlich von einem simplem, rationalem: „Na, dann schau doch mal in Dein Zeugnis!“ beendet.
Als ich wenig später mein Jahreszeugnis der fünften Klasse in meinen Händen hielt, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Verblüfft sah ich auf meinem Zeugnis ein „Sehr gut“ in Französisch.

Sehr gut, aber nutzlos.
Ich denke immer wieder über dieses Gespräch mit meinem alten Schulfreund und mein Zeugnis der fünften AHS-Schulstufe nach. Aber nicht über meine Eins in Französisch. Warum auch? Diese Eins hat keinen Wert, da ich keinen geraden Satz in Französisch herausbringe.
Nein, ich denke darüber nach, weil ich mich partout nicht erinnern konnte und nach wie vor nicht erinnern kann, ein ganzes langes Schuljahr Französisch gelernt zu haben.
Ich frage mich immer wieder, warum ich den Französisch-Unterricht so sehr verdrängt zu haben scheine? Wo meine Erinnerungen daran sind? Und dies umso mehr, als ich an der Geschichte Frankreichs, insbesondere um die Französische Revolution interessiert bin:
Liberté, Égalité, Fraternité und Vive la France!
Die Eins – das Sehr gut – in Französisch oder sonst einem Unterrichtsgegenstand sind ein paar auf einer Urkunde eingetragene Lettern und nichts wert, weil ich diese in meinem Alltag nicht umgesetzen kann. Kurz, weil ich nichts kann. Meine Eins in Französisch ist eine Eins ohne weitere Bedeutung. Eine Eins, an die ich mich nicht einmal mehr erinnern konnte.
Nicht für die Schule, sondern für’s Leben lernen wir!
In diesem Sinne wünsche ich allen Kindern und Jugendlichen in Österreich
einen guten Schulstart und ein erfolgreiches Schuljahr 2023/2024!
Je m’appelle Fahmy.
Je suis fahmy.blog
Au revoir,
fahmy.blog
P.S.
als ich meine Schulzeugnisse durchsah, musste ich mit Erschrecken feststellen, dass ich bis zur siebenten AHS-Schulstufe, das heißt knapp vor dem Schulabschluss den Musik-Unterricht besuchte. Ich war fest überzeugt, bereits in der fünften Schulstufe entweder Bildnerische Erziehung oder Musikerziehung wählen haben zu müssen.
Ich wählte natürlich Bildnerische Erziehung.
Aber dies geschah zwei Schuljahre später, als ich mich immer zu erinnern glaubte. Womit ich mich ebenfalls nicht mehr an zwei ganze Jahre Musik-Unterricht erinnern kann…